Geschichte des Marburger Bachchores

 

Der Chor

 

Der Marburger Bachchor wurde 1966 gegründet. Sein Wirkungskreis vergrößerte sich rasch über Marburg und den Landkreis Marburg-Biedenkopf hinaus. Konzertreisen, die Mitwirkung bei Festivals, internationalen Kulturprojekten und Rundfunkaufnahmen sowie die Einspielung von Schallplatten und CDs machten den Marburger Bachchor bereits in den ersten Jahren zu einer angesehenen Größe in der deutschen Chorlandschaft.

Der Name des Chores versteht sich in erster Linie als Verpflichtung zur Aufführung anspruchsvoller Chorliteratur, zu der neben den Werken Johann Sebastian Bachs auch Kompositionen aus anderen Stilrichtungen und Epochen der Musikgeschichte zählen. Eine wichtige Rolle spielen die mit viel Liebe zum Detail zusammengestellten Themenprogramme. Bei der Aufführung der großen oratorischen Werke gewann die historische Aufführungspraxis zunehmend an Bedeutung.

Kulturelle Brücken bauen

Neben der Freude am Singen, der Einstudierung und Darbietung von begleiteter wie auch A-cappella-Chormusik war es dem Marburger Bachchor stets ein Anliegen, mit Hilfe seiner musikalischen Arbeit kulturelle Brücken zu bauen und sowohl politische als auch soziale Grenzen zu überwinden. Schon bald nach seiner Gründung folgten Konzerte in ganz Hessen und immer wieder auch in den Partnerstädten Marburgs, insbesondere in Osteuropa: in Eisenach (DDR), in Maribor (Slowenien) und Sibiu/Hermannstadt (Rumänien), aber auch in Sfax (Tunesien), Poitiers (Frankreich) und Northampton (England). Ganz besondere Augen­blicke für den Marburger Bachchor wie auch für die Gastgeber waren die Konzerte in Moskau und im Baltikum mitten im politischen Umbruch Anfang der 90er Jahre.

Eine Wiederentdeckung

Internationale Anerkennung erhielt der Marburger Bachchor insbesondere für die Wiederentdeckung und Interpretation des kirchen­musikalischen Werkes des aus Böhmen stammenden Dresdner Hofkomponisten und Bach-Zeitgenossen Jan Dismas Zelenka.

Die Finanzierung

Der Marburger Bachchor ist ein eingetragener und gemeinnütziger Verein. Er finanziert sich weitgehend über Konzerteinnahmen, Mitgliedsbeiträge, öffentliche Zuwendungen sowie über Spenden.

 

Nicolo Sokoli

Der aktuelle Chorleiter wird unter „Künstlerische Leitung“ vorgestellt.

 

Wolfram Wehnert

Wolfram WehnertProf. Wolfram Wehnert war von 1970 bis 2001 der künstlerische Leiter des Marburger Bachchores. Er studierte in Frankfurt Schulmusik und Dirigieren, war dann in Stuttgart, Frankfurt und Mainz als Chor- und Orchesterleiter sowie als Dozent für Dirigieren tätig, bis er 1982 eine Professur für Chor- und Ensembleleitung an der Hochschule für Musik und Theater in Hannover übernahm. Ab 1992 leitete er auch den Kammerchor der Hochschule.

Neben seiner Hochschultätigkeit ist Wehnert als Leiter von Musikwochen, Musikfestivals, Dirigier- und Interpretationskursen in Deutschland, Frankreich und den USA tätig. Als Gastdirigent und als Juror bei Chorwettbewerben kommt er Verpflichtungen im In- und Ausland nach.

Sehr eng ist der Name Wolfram Wehnert mit der Wiederentdeckung des kirchenmusikalischen Werkes von Jan Dismas Zelenka verbunden.

Für seine Verdienste als Künstler und Pädagoge wurde Wolfram Wehnert vom Ministerium für Wissenschaft und Kunst Niedersachsen 1999 mit einem Ehrengastaufenthalt in der Deutschen Akademie Villa Massimo in Rom ausgezeichnet.

 

Siegfried Heinrich

Siegfried Heinrich leitete 1961 bis 1977 die Dirigenten- und Cembaloklasse, das Orchester und den Chor der Musikakademie Kassel. Von 1961 bis 2000 hatte er die Stelle als Kirchenmusikdirektor an der Stadtkirche in Bad Hersfeld inne. Er begründete 1957 das Hessische Kammerorchester Frankfurt und das Studio für Alte Musik und Alte Oper, 1961 den Bad Hersfelder Festspielchor und die Hersfelder Festspielkonzerte, 1974 die Internationalen Bachtage in Hessen und Thüringen, 1980 die jährliche Oper in der Hersfelder Stiftsruine, 2000 das Bachinstitut und den Bachchor Frankfurt/Main e. V., sowie das Johann-Sebastian-Bach-Haus in Bad Hersfeld. Den Marburger Bachchor leitete er von 1966 bis 1970.

Siegfried Heinrich wurde für sein musikalisches Wirken mehrfach ausgezeichnet: Unter anderem erhielt er 1983 die Goethe-Plakette des Landes Hessen, das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland (1988) und den Gustav-Mahler-Preis der European Union of Arts (2005). 2006 wurde er vom hessischen Minister für Wissenschaft und Kunst zum Professor h. c. ernannt.